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Teilprojekt Nudging

Nudging for GoodFood - Nachhaltige Ernährung in den Kommunen

Das Teilprojekt des CCMP „Nudging for Good Food - Nachhaltige Ernährung in Kommunen“ hat zum Ziel, Verbraucher in den beiden Partnerkommunen zu nachhaltigerem Ernährungsverhalten zu motivieren. Im Zentrum stehen dabei verhaltensbasierte Stimuli („nudges“). In der Vergangenheit wurde überwiegend am Wissen und den Einstellungen von Konsumenten als „Stellschraube“ für nachhaltigeren Konsum allgemein und nachhaltigere Ernährung im Speziellen angesetzt. Information und Bildung sind zwar die Grundlage jeglicher Nachhaltigkeitspolitik; sie haben sich jedoch als nicht ausreichend erwiesen, um Verhaltensänderungen in nennenswertem Ausmaße herbeizuführen. Zudem ist gerade die Wahl von Lebensmitteln und der Umgang mit ihnen individuell differenziert und stark subkulturell geprägt und eignet sich damit nur sehr bedingt für übergreifende Politikinstrumente wie Steuern oder Rechtssetzung. Die bislang erprobten Ansätze einer solchen Konsumlenkung durch Steuern (z.B. Fettsteuer in Dänemark) haben dort keine großen Erfolge gebracht, dafür jedoch eine Reihe nicht-intendierter Verteilungseffekte.

Vor diesem Hintergrund werden neue Politikinstrumente für die Förderung nachhaltiger Ernährungsmuster gesucht, die stärker lenken als nur Information und Bildung, weniger paternalistisch sind als Verbote, weniger in die Konsumfreiheit des Einzelnen eingreifen und zudem im Idealfall zielgenauer wirken. Als ein solcher Ansatz hat sich in den letzten Jahren der Politikansatz der „verhaltensbasierten Regulierung“ erwiesen, umgangssprachlich auch als „Nudging“ bezeichnet. Nudges und eine zielorientierte Architektur der Wahl gestalten den Entscheidungskontext so, dass die „bessere“, d.h. die gesündere, nachhaltigere, umweltfreundlichere, finanziell attraktivere und langfristig sinnvolle Ernährungsoption die einfache und nahliegende ist und damit schon fast automatisch gewählt wird. Diese Nudges scheinen zudem in der deutschen Bevölkerung auf hohe Akzeptanz zu treffen, vor allem wenn es um gesündere Ernährungsweisen geht (Reisch & Sunstein 2016).

Im Teilprojekt wird u.a. konzeptionell erarbeitet, welche Ernährungs-„Nudges“ im Rahmen einer „Architektur der Wahl“ denkbar wären und wirksam sein können, um im kleinstädtischen Setting der beiden Partnerkommunen – Stadt Leutkirch im Allgäu und Stadt Waldkirch – nachhaltige Ernährung zu fördern. Das Projekt wird unter der Leitung von Prof. Dr. Lucia Reisch von Dr. Julius Rauber und Sabine Bietz (beide Forschungszentrum Verbraucher, Markt und Politik | CCMP der Zeppelin Universität) durchgeführt.

 

Literaturnachweis

Reisch, Lucia A. & Sunstein Cass R. (2016). Do Europeans like nudges? Journal of Judgment and Decision Making, 11(4), 310-325.