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Details Verbundprojekt

Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle in den Leitbildern vieler deutscher Städte und Gemeinden. Konkrete Maßnahmen konzentrieren sich bislang jedoch hauptsächlich auf die Bereiche Energie und Verkehr. Schätzungen zufolge verursacht jedoch allein der Bereich der Ernährung dabei im Durchschnitt rund ein Drittel des ökologischen Fußabdrucks, mehr als die Bereiche Mobilität und Energie zusammen.

Von thematisch begrenzten Initiativen abgesehen sind Ernährungsfragen bislang kein zentrales kommunalpolitisches Thema. Das scheint sich in jüngster Zeit zu ändern: Städten wie Bristol und Toronto, ist es gelungen, über die zielgerichtete Aktivierung ihrer Ernährungssysteme eine umfassende Stadtentwicklung zu erzielen

„Kommunales Ernährungssystem“ meint dabei mehr, als „was auf den Teller kommt“, nämlich die Vielfalt an direkt und indirekt ernährungsbezogenen  Aktivitäten und Be-ziehungen zwischen alle relevanten Akteursgruppen – von der Stadtverwaltung über Unternehmen, Vereine und Initiativen bis zu den Bürgerinnen und Bürgern – in allen Bereichen von der Produktion, über die Verarbeitung, Versorgung, Zubereitung bis hin zu Konsum und Entsorgung von Nahrungsmitteln in der Stadt.

Das Thema „Ernährung“ eignet sich offensichtlich besonders gut, um kommunale Veränderungsprozesse anzustoßen, weil Bürgerinnen und Bürger damit alltäglich konfrontiert sind und weil das Thema auch auf kommunalpolitischer Ebene vielfältige Querbeziehungen, unter anderem zu Standort- und Quartiersentwicklung, Tourismus, Gesundheit oder Verkehr, aufweist.

Die Umsetzung ernährungspolitischer Maßnahmen im Kontext einer nachhaltigen Stadtentwicklung gestaltet sich jedoch als komplex: Woher bezieht eine Stadt ihre Nahrungsmittel? Sind regional produzierte Produkte automatisch nachhaltiger? Wie bewertet man Nachhaltigkeit bei verarbeiteten Lebensmitteln? Stehen die Ziele der ganzjährigen Versorgungssicherheit und der Nachhaltigkeit in hochintegrierten, global vernetzten Wertschöpfungsketten in Konkurrenz zueinander oder können sie gleichzeitig erreicht werden? Wie kann zwischen den vielfältigen Interessen der städtischen Akteure abgewogen werden und welche Kompromisse lassen sich schließen? Diese und weitere Fragen wird das Verbundprojekt in und mit den beiden Modellstädten Waldkirch im Breisgau und Leutkirch im Allgäu bearbeiten.

In beiden Städten werden zunächst die kommunalen Ernährungssysteme und Lebensmittelflüsse systematisch erhoben. Über die Umsetzung von konkreten Maßnahmen, die die Kommunen im Rahmen eines breiten Bürgerbeteiligungsverfahrens initiieren, werden in einem nächsten Schritt die kommunalen Ernährungssysteme vor dem Hintergrund der bestehenden kommunalen Nachhaltigkeits-Leitbilder gezielt aktiviert. Beispiele für Maßnahmen, wie sie u.a. in Bristol und Toronto erfolgreich angewendet wurden, können städtische „Genuß-Festivals“, „Patenschaften“ von Schulen mit lokalen Produzenten und Verarbeitern bis hin zur Etablierung von kommunalen Ernährungsräten sein.

Aufgabe der Forschungspartner im Projekt ist es, neben den Wirkungen der initiierten Maßnahmen auch die Eingebundenheit der kommunalen Ernährungssysteme in die größeren gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge zu analysieren und so die möglichen Spielräume und Ansatzpunkte für kommunalpolitisches Handeln zu identifizieren.

Neben den beiden Kreisstädten Waldkirch und Leutkirch im Allgäu sind die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, die Universität Kassel, die Zeppelin Universität Friedrichshafen und NAHhaft als Projektpartner beteiligt. Die Analyse der der kommunalen Lebensmittelflüsse erfolgt durch das FiBL Forschungsinstitut für biologischen Landbau. 

Das Verbundprojekt wird während der Projektlaufzeit von 10/2016 bis 09/2019 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Sozial-ökologischen Forschung (SÖF) zum Themenschwerpunkt „Nachhaltige Transformation urbaner Räume“ gefördert. 

 

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Innenstadt von Leutkirch. Foto: Stadt Leutkirch im Allgäu.